Ruhr.2010

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I. Im Schatten ist Licht: Stationen eines Lebens in der Sicht heutiger Jugendlicher

RUHR.2010 WerbungWeltpremiere: Das Schattentheater erschließt neue Theaterdimensionen – Licht und Schatten, Menschen-, Figuren- und Objektschattentheater zur Musik – projiziert durch das Glasfenster in den Innenraum einer Kirche.

Wir freuen uns, dass das Projekt des Geschwister-Scholl-Gymnasiums Velbert in der Marktkirche Essen im Rahmen von „Kirche der Kulturen“ Teil der Europäischen Kulturhauptstadt RUHR 2010 war (5.-7.11.2010), übrigens als einziges aus Velbert. (Idee und Leitung: Gerd Haehnel)
Erstmals bei einem Schattenspiel wurde der Baukörper einer Kirche, nämlich der blaue Glaskubus im Westchor der Marktkirche, als Schattenspielwand benutzt. Gespielt wurde u.a. von außen für die Zuschauer im Innern.

 

RUHR.2010 Blauer KubusUnsere Kooperationspartner: Evangelisches Kulturbüro Ruhr 2010 (Leitung: Pfarrer Andreas Volke); Norbert Then mit eigens für unser Stück kreierten Schattenobjekten; Frieder Paasche, Gründer und künstlerischer Leiter der weltberühmten Vagantei Erhardt; Buchhandlung Schmitz (Essen-Werden) mit Unterstützung u.a. in der Öffentlichkeitsarbeit; Sparda West; Sicherheitsdienste Broel

Wir begannen mit der Geburt eines weißen Schatten und erlebten, wie dieses Lichtwesen, zu Musikstücken und angelehnt an die Entwicklungspsychologie von Erik H. Erikson, die Stationen eines Lebens von der Geburt bis zum Tod durchläuft. Aufgeführt und entwickelt wurde das Stück von etwa 60 Schüler/innen des GSG (Jahrgang 7-13).

Die Sandschriften, jeweils zu Beginn der Videos, wurden von einem von unten beleuchteten Glaskasten per Videokamera live auf die Leinwand projiziert. Die Skulpturen wurden von Norbert Then passend für unsere Stücke gestaltet. Weitere Informationen dazu in unserem liebevoll gestalteten Fotobuch (wegen der hohen Qualität (206 MB) evt. mit langer Ladezeit).

II. Videos

Damit man die „Bilder nicht vergisst“ (Werdener Nachrichten), hier nun das komplette Ruhr.2010 Schattenspiel in 17 Videos. Gleichzeitig stellt dieses Schattenspiel eine hervorragende Einführung in das Schattentheater dar, weil es einen Überblick über viele wichtige Theater-/Schattentheatertechniken gibt, von denen Sie die meisten auf einer ganz normalen Leinwand nachspielen können. Diese habe ich vor jedem Video aufgelistet.

Vertiefende Informationen zu den Techniken des Schattenspiels finden Sie in unserem Buch:
Gerd Haehnel / Florian Söll: Menschen-Schattenspiel. Szenische Ideen zu Musik, Literatur und Kunst. Mit Audio-CD

Einen Riesendank schließlich  an Herrn Jürgen Kaufmann, der diese schönen Bilder unter optisch schwierigsten Bedingungen aufgenommen hat, übrigens auch mit Ton, den ich aber leider aus Copyrightgründen löschen musste. Eine Nachvertonung findet sich lediglich in Video Nr. 4.

1. Prolog: Schatten der Vergangenheit

In diesem Stück erleben Sie, wie die dunklen Schatten aus der griechischen Mythologie befreit werden: zuletzt mit einem Sprung der Tänzerinnen durch eine Leinwand aus Papier. Denn unsere Schatten bestehen aus Licht, Farbe und Musik.
Musik: Schattenspiel (Milva)?
Theater-/Schattentheatertechniken im Stück: Verbindung von Figurenschattenspiel – Menschenschattenspiel – Tanz; Sprung durch eine Projektionswand aus Zeitungspapier: Dabei bitte auch auf entsprechende Vorsichtsmaßnahmen achten! So haben wir etwa vor dem Sprung ein Loch in das Papier gehauen, damit die nah vor der Leinwand sitzenden Zuschauer sich nicht erschrecken.

2. Geburt des weißen Schatten

Nach der Befreiung von den dunklen Schatten der Vergangenheit die Neugeburt des weißen Schatten, der Beginn unserer „Stationen eines Lebens“; dazu die Hymne der Europäischen Kulturhauptstadt Ruhr.2010: Komm‘ zur Ruhr! (In der Videokamera erscheint der weiße Schatten grün. Sie finden ihn hinter den Tänzerinnen auf dem blauen Kubus der Marktkirche.)
Musik: Komm’ zur Ruhr (Herbert Grönemeyer)
Theater-/Schattentheatertechniken im Stück: Tanz in Verbindung mit einem sogenannten „weißen Schatten“, die man richtiger als Lichtfigur bezeichnen müsste; Einsatz von Kerzenlicht (Erlaubnis von der Feuerwehr einholen!)

3. Wachsen

Zum ersten Mal leuchten die spielenden Schatten (mit Hilfe von besonders lichtstarken Overheadprojektoren der www.vagantei-erhardt.de) auf dem blauen Kubus der Essener Marktkirche: kleine Alltagsszenen von Kindern, die immer größer werden.
Musik: Shades of Sennett (H. Mancini)
Theater-/Schattentheatertechniken im Stück: Spiel zur Musik mit Stummfilmcharakter; Ausnutzung unterschiedlicher Größenverhältnisse; verlangsamte Bewegungen als zentrales Stilelement des Schattentheaters

4. Druck, Druck, Druck

Der Junge über seinen Hausaufgaben: „Immer dieser Druck. Ich will keine Marionette sein. Zum Glück habe ich noch meine Hobbys.“ Zu den verzerrten Klänge der E-Gitarre erweitert sich die Schattenbühne in den Kirchenraum.
Theater-/Schattentheatertechniken im Stück: Verbindung von Schattentheater, Theater, Tanz, Sport und Live-Musik; Einbeziehung des Zuschauerraumes; Farbschatten

Zwischenspiel

Auf unserer Innen-Projektionsfläche in der Essener Marktkirche ein kleines Zwischenspiel
Theater-/Schattentheatertechniken im Stück: flächige Schatten, die durch spezielle LED-Punktlichtlampen der www.vagantei-erhardt.de räumlich erscheinen – Schattentheater in der dritten Dimension: „Drei-D-Schatten“

5. Alkohol

Die Rückgabe der schlechten Klassenarbeit – „We don’t need no education“ – Was bleibt da außer dem Griff zur Flasche? Ein guter Freund, und die Disco, in der man auch ohne Alkohol feiern kann!
Musik: Proper Education (Eric Prydz)
Theater-/Schattentheatertechniken im Stück: Musik, die teilweise rückwärts läuft, um die Dramatik zu verstärken; überdimensionale Köpfe erdrücken die Schüler, ebenso wie das „Herunterfahren“ des Spielbereiches von oben; gefangen „in“ einer überdimensionalen Flasche durch die Kombination verschiedener Spielbereiche

6. Widerstand

Szenen in Zeitlupe (einer wichtigen Bewegungsform im Schattentheater), die für sich sprechen. Die Gewaltbilder im Mittelteil der Aufführung musste ich aus Copyrightgründen leider herausnehmen.
Musik: Sag nein (Konstantin Wecker)
Theater-/Schattentheatertechniken im Stück: Einbeziehung von projizierten Fotos (die hier fehlen); die starke Wirkung von zeitlupenartigen Bewegungen und Standbildern in Kontrast zur lebhaften Musik

7. Loslösung

Der Schatten der übermächtigen Mutter im Hintergrund, die ihr Kind nicht loslassen will und deshalb vor keiner Drohung zurückschreckt: “Willst du, dass wir sterb’n?” (Die Ärzte: Junge)
Musik: Junge (Die Ärzte)
Theater-/Schattentheatertechniken im Stück: Verbindung von Schattentheater und Theater (vor und hinter der Leinwand); Kontrast zwischen weißer Kleidung und schwarzen Schatten; Komik durch Requisiten (Plastikgitarre und Bobbycar); pantomimische Schauspieler bewegen sich nur zu Teilen der Musik (Refrain); Schattenspiel mit unterschiedlichen Größenverhältnissen

8. Liebe

„Somewhere over the rainbow“: Zwei Menschen begegnen sich, malen Verliebtheitssymbole „auf“ die Projektionswand und – heiraten: „All you need is love!“
Musik: Israel Kamakawiwo’ole: Somewhere over the rainbow; Beatles: All you need is love
Theater-/Schattentheatertechniken im Stück: Verbindung von Schattentheater, Theater bis in den Zuschauerraum, Live-Musik und Tanz; Führen und Folgen, hier in einer besonderen Variante: in Verbindung mit Sandmalerei; Wirkung von kleinen Requisiten (Herz, Herzchenbrille) und Kostümen (Hochzeitskleid)

9. Eins und Eins = Drei

Die neugeborene, traute Dreisamkeit, in die Discoverlockungen brutal einbrechen: eine junge Mutter in Entscheidungsnöten…
Musik: Cold Play: A message; Klaas: Feel the love
Theater-/Schattentheatertechniken im Stück: Kulissen auf dem Overheadprojektor; paralleles Nebeneinander zweier Szenen (zu Hause – Disco), was auch musikalisch untermalt wird.

10. Karriere

60 hektische Gerschäftsleute stürmen den Zuschauerraum, bewegt von einer unsichtbaren Choreographie, Handy, Aktentaschen, sich anrempelnd: „Zeit ist Geld!“ Stellen Sie sich dazu die Musik von Hermann van Veen vor …
Musik: Hermann van Veen: Schnell weg da
Theater-/Schattentheatertechniken im Stück: Einbeziehung aller 60 Mitspieler im gesamten Zuschauer- und Bühnenraum inklusive Schattenleinwand im Innenraum; Reduzierung auf wenige Requisiten (Handy, Aktentasche) erhöht die Wirkung; die Bewegungen in der Menschenmasse wirken spontan, unterliegen aber einer „heimlichen“ Choreographie: Beim Hereinkommen steuert jeder einen selbst gewählten Punkt an, wo er für eine typische Bürohandlung (z.B. telephonieren) stehen bleibt; ein zweiter Punkt wird durchlaufen, hin zu einem 3. Punkt und von dort zum Ausgangspunkt, wo wieder eine Bürohandlung erfolgt; dieser Ablauf wiederholt sich dreimal, bis man zum Schluss zusammenbricht.

11. Leiden-Schafft

Verletzungen in einer Beziehung: „And I’ve hurt myself by hurting you“, in einer vielschichtigen Präsentation zur Musik von Christina Aguilera.
Musik: Christina Aguilera: Hurt
Theater-/Schattentheatertechniken im Stück: Solotanz von zwei Schülerinnen vor der Projektionswand, umgeben von einem Kreis überwiegend passiver Tänzerinnen, die nur durch sparsame Gesten den Ausdruck unterstützen; dazu die Sandmalerei durch einen Künstler (Norbert Then) live.

12. Alltag

All-Tag-All-Tag-All-Tag-All-Tag … “Mir ist langweilig!”
Schattenträume
Mon-Tag-Diens-tag-Mitt-woch … “Ich will was erleben!”
Schattenträume
Guten-Morgen-Gute-Nacht-Guten … “Ich möchte hier raus!”
Schattenträume
All-Tag-All-Tag-All-Tag-All-Tag …
Musik: Ennio Morricone: Spiel mir das Lied vom Tod; Beach Boys: Surfin‘ USA; Bollywood Music
Theater-/Schattentheatertechniken im Stück: kurze Szenen: in der Kürze liegt die Würze; wiederum zwei Spielbereiche: der Alltag vor der Schattenleinwand in langweiligen Dialogen und Gesten; die Träume entstehen hinter der Leinwand (wiederum mit OHP-Kulissen) und werden vor der Leinwand aufgegriffen, z.B. das Duell.

13. 64

“Wir sind ja grad mal 15, wie stellst du dir denn das Altwerden vor?”
“Langsam laufen, krummer Rücken, Rollatörchen, stricken, Pfeife rauchen, aus dem Fenster gucken, Gerüchte in die Welt setzen!”
“Ich sehe schon, wir werden Spaß haben!”
“Nä, wat wor dat dann früher en superjeile Zick …”
Musik: Beatles: When I‘m 64; Brings: Superjeile Zick
Theater-/Schattentheatertechniken im Stück: Schattentheater zu Sprache und Musik; die Dialoge werden durch das Schattentheater kommentiert und karikiert; Punktlichtlampen (LED) als Scheinwerfer; überdimensionale Requisiten (Pfeife, Stricknadeln) wirken komisch; Zeitlupe; Farbschatten

14. Sommerende

Vor dem blauen Kubus in der Marktkirche eine alte Frau, an der noch einmal ihr ganzes Leben vorüberzieht: “Und alles wird den guten Gang der Jahreszeiten geh’n …” (Reinhard Mey)
Musik: Reinhard Mey: Sommerende
Theater-/Schattentheatertechniken im Stück: Hier wird das ganze Stück noch einmal zusammengefasst; die Zuschauer erleben Zitate aus den bisherigen Szenen, die sich ständig verwandeln; Verwandelung gilt auch als zentrales Motiv im Schattentheater, beonders deutlich erkennbar an der Schwangeren, die sich mit ihrem dicken Bauch einmal um sich selbst dreht und das Baby in der Hand hält; wiederum ein „weißer Schatten“, diesmal erscheint ein Schmetterling als Lichtfigur; Schablonen aus Pappe auf dem Overheadprojektor (ein Herz; ein Sarg, in den Sand rieselt); die Wirkung einer überdimensionalen Kopfmaske aus Pappe.

15. Geborgenheit

Theater-/Schattentheatertechniken im Stück: 60 singende Schüler/innen mit Kerzen (Feuerwehr fragen) in einem wallenden Kreis um die Zuschauer und hinter der Farbschattenwand:
“Von guten Mächten wunderbar geborgen,
erwarten wir getrost, was kommen mag.
Gott ist bei uns am Abend und am Morgen
und ganz gewiss an jedem neuen Tag.”
Ein bewegender Abschied von unserer Aufführung!
Musik: Dietrich Bonhoeffer: Von guten Mächten wunderbar geborgen; in einer Aufnahme von Siegfried Fietz (CD vom evangelischen Kirchentag 1999)

16. Wie wertvoll Leben ist

In der melancholischen Stimmung des Bonhoeffer-Stückes wollten wir nicht enden, deshalb folgte noch eine Live-Musik, ganz ohne Schattenspiel.
Musik: Unheilig: Geboren um zu leben

17. Making-of

Zunächst unsere Jazzband, die Namen aller Mitwirkenden, und dann ein Blick hinter die Bühne und auf die Bühnentechnik mit unseren Technikern.
Theater-/Schattentheatertechniken im Stück:

III. Begeisterte Rückmeldungen

Ruhr.2010 Junge

  • “Das produziert Gänsehaut. … Alles in allem: eine Inszenierung, die ihresgleichen sucht.”
    Ellen Wiederstein, WAZ Velbert v. 7.11.2010
  • Fotostrecke von Kerstin Kokoska (WAZ Foto Pool) von der Aufführung mit 51 wunderschönen Fotos:
    http://www.derwesten.de/staedte/velbert/Menschen-Schattentheater-in-der-Essener-Marktkirche -id3910581.html
  • “Diese Schatten waren ein Genuss für die Augen – und auch für die Seele! Solche Bilder vergisst der Zuschauer lange nicht. In der Tat mochte das Erlebte an diesem Abend wohl keiner mit dem besten 3-D -Film tauschen; dazu hatte das Kunstwerk zu viele Dimensionen. Mit „Im Schatten ist Licht“ schufen die Jugendlichen mit ihren Helfern, angeleitet von dem Werdener Gerd Haehnel, ein Projekt, das Ruhr2010 mehr als würdig war.” Gereon Buchholz, Werdener Nachrichten v. 12.11.2010
  • „Das ist ja großartig, was Sie da in Essen zaubern. So etwas hat meines Wissens noch keiner gemacht. Die Bespielung einer Kirche von außen. Sehr spannend! Gratulation!“
    Rainer Reusch, Leiter des Internationalen Schattentheater Zentrums in Schwäbisch Gmünd

IV. Weitere Materialien zum kostenlosen Download