Schattengeisterbahn, Tanz, Mitspieltheater

Hier noch weitere Ideen zur Hinführung bzw. zum Spiel mit dem eigenen Schatten:

1. Eine Fahrt in der Schatten-Geisterbahn

(Der folgende Artikel von Gerd Haehnel, der in der Zeitschrift “Fragen und Versuche” (Bremen, Heft 41, Oktober 1987, S. 30/31) erschien, zeigt, wie man das Menschenschattenspiel in ein fachübergreifendes Projekt einbinden kann.)

Hättest du Lust zu einer Fahrt mit der Geisterbahn? Na gut, also los geht‘s! Setze Dich schon einmal auf den Bürostuhl. Er ist drehbar, steht auf 5 Rollen und wird von einem weißen Gespenst geschoben. Damit wir viele Fahrgäste befördern können, gibt es zwei solcher Stühle, die abwechselnd in die Geisterbahn hineinfahren, wenn wir kleinere Fahrgäste haben, manchmal sogar doppelt besetzt!

Achtung, jetzt geht die Klassentür auf, der andere Bürostuhl wird hinausgeschoben, und schon sind wir dran! In der Eingangstür hängt ein weißes Bettlaken, da müssen wir durch, die Tür schließt sich hinter uns, und dann ist es stockdunkel! Nur schaurige Geräusche sind zu hören. Plötzlich geht rechts ein rotes Licht an, und ein Geist tanzt um uns herum, aber bevor er zu nahe kommt, wird es wieder dunkel. Die Fahrt geht weiter. Dann ein abrupter Stop, wieder Licht, ein Skelett erscheint, aber zum Glück nur als Schatten auf einer Leinwand, wahrscheinlich von einem Tageslichtproiektor angestrahlt. Doch plötzlich beginnt es sich wie von Geisterhand zu bewegen, und jetzt steckt es sogar einen Arm neben der Leinwand durch, das ist ja echt, Vorsicht, es will uns berühren!

Licht aus, weiter geht es, kurzer Stop, im Dunkeln werden wir naß gespritzt.

Dann beginnt der Stuhl sich um sich selbst zu drehen, ein ‘flashlight’ (Disco — Blitzlicht) geht an; das Licht wird von einem Spiegel reflektiert und seine Wirkung dadurch verstärkt.

Wieder Dunkelheit, weiter geht es zur nächsten Station. Auf dem Boden liegt ein Schrank, sieht aus wie ein Sarg, und richtig, in grünlichem Licht öffnet sich langsam eine Schranktür, und ein Vampir steigt heraus.

Grünes Licht aus, rotes Licht an, weiter geht es zu den “verliebten Gespenstern“. Sie umschwirren uns, malen uns mit Schminke Herzchen auf die Backen und verschwinden dann wieder.

Nun fahren wir auf eine weitere Leinwand zu; dort erscheint plötzlich eine Riesenspinne. (Gummispinne auf Tageslichtproiektor, an den Beinen Nylonfäden, damit man sie auch bewegen kann.)

Schließlich geht es durch das Betttuch hindurch, ein Leuchtfarbengeist öffnet uns die Tür, und draußen sind wir! Immerhin, beinahe zwei Minuten hat es gedauert.

Das also war eine Fahrt durch die Geisterbahn – so wie ich sie zusammen mit einem Kollegen und unserer 5. Klasse beim Schulfest am Ende des letzten Schuljahres aufgebaut habe. Auf die Idee zu diesem Projekt waren wir im Deutschunterricht gekommen, wo wir Gruselgeschichten geschrieben hatten, Die Kinder waren direkt begeistert, vor allem auch die Jungen, vielleicht, weil sie so einmal ihre “He Man – Skelettor — Monster – Phantasien“ ein bißchen ausleben konnten. Die ersten Planungen und Vorüberlegungen fanden in den Deutschstunden statt:

Der Gang, durch den die Bürostühle geschoben werden sollten, sollte mit Karten, Kartenständern und Bettlaken abgeteilt werden.

Es wurde eine Geräusch- und Technikgruppe gebildet, die ein Geräuschetonband zusammenstellte und für die Beleuchtung sorgte.

Die Geisteraktivitäten an den einzelnen Stationen wurden geplant. Alle Positionen wurden doppelt besetzt, so dass wir in zwei Schichten arbeiten konnten. (Und eine anstrengende Arbeit war es wirklich!)

Plakate, Hinweisschilder und Gruselbilder zum Bekleben der weißen Wandkarten wurden gemalt.

Der eigentliche Aufbau fand dann an zwei Projekttagen statt – und das war viel zu wenig Zeit! Na ja, es hat trotzdem geklappt und wichtig dabei war, dass wir an zwei Tagen Elternhilfe hatten. So brauchten nicht immer alle 30 Schülerinnen und Schüler in der Klasse anwesend sein, wo es mit der Zeit immer enger wurde.

Die Fenster wurden mit Packpapier zur Verdunkelung doppelt überklebt, aber so, dass sie sich noch öffnen ließen. Beim Schulfest, das insgesamt vier Stunden dauerte, machten wir dann nach jeder Stunde eine Pause, wechselten die Besetzung und lüfteten den Raum einmal richtig durch.

Viel Sorgfalt verwendeten wir darauf, die elektrische Anlage sicher zu verkabeln, denn sie musste ja teilweise im Dunkeln bedient werden. Auch der Vampirsargschrank wurde so präpariert, dass die Schranktür dem jeweiligen Vampir nicht auf den Kopf fallen konnte, ebenso wie auch Karten, Kartenständer und Bettlaken umfallsicher installiert wurden. Diese solide Konstruktion war ziemlich wichtig, denn beim Schulfest selber ging es dann manchmal doch ziemlich hektisch zu.

Ja, und dann kam die Generalprobe, jedes Kind wollte einmal durchgefahren werden, und kurz vor Beginn des Schulfestes waren wir endlich fertig. Das Interesse der Eltern und Schüler war sehr groß, der Eingang war ständig umlagert, und wir konnten den Ansturm kaum bewältigen; manche Schüler kamen sogar bis zu 5 mal, um sich hindurchfahren zu lassen, insgesamt also ein schönes Projekt, das auch mir Riesenspaß gemacht hat!

Und so war sie ungefähr aufgebaut, unsere Geisterbahn:

Geisterbahn

Ich lobe den Tanz

Ich lobe den Tanz,
denn er befreit den Menschen von der Schwere der Dinge,
bindet den Vereinzelten zu Gemeinschaft.

Ich lobe den Tanz,
der alles fordert und fördert,
Gesundheit und klaren Geist und eine beschwingte Seele. …

Oh Mensch,
lerne tanzen,
sonst wissen die Engel im Himmel mit Dir nichts anzufangen!
(Aurelius Augustinus)

2. Einführung: Musik und Tanz (U-Entwurf)

Ein Wort vorweg: Erwarten Sie an dieser Stelle bitte keinen der üblichen Unterrichtsentwürfe mit Lernzielen, didaktisch-methodischer Erörterung usw. usw. Wenn Sie gezwungen sind, so etwas schreiben zu müssen, wird es Ihnen sicher nicht schwer fallen, die folgenden Ideen in das entsprechende Fachvokabular umzusetzen.

Im folgenden soll beschrieben werden, wie man in einer Einführungsstunde mit jüngeren Schüler/innen (bis etwa Klasse 6) zum Thema Musik und Bewegung bzw. zum Thema Musik und Tanz im Klassenverband hinführen kann. Ziel dabei ist es, dass alle Schüler/innen teilnehmen und ihre eventuell vorhandenen Hemmungen überwinden. Das gelingt am besten, wenn schnell Freude bei der Bewegung entsteht. Diese befreienden Erfahrungen mit der Bewegung bzw. mit dem Tanz lassen sich dann auch in das Menschenschattenspiel miteinbeziehen, wo dies ja noch leichter fällt, weil man ja “nicht richtig gesehen” wird.

Zunächst benötigen Sie etwa sechs möglichst unterschiedliche Musikbeispiele. Das Wichtigste dabei ist, dass die Musik von ihrem Charakter her allgemein bekannt ist, dass man mit ihr spontan bestimmte Bewegungsmuster verbinden kann, und dass sie einen starken Aufforderungscharakter zur Bewegung hat. Im Folgenden einige Ideen, wobei ich nicht überprüft habe, ob die Musikbeispiele noch erhältlich sind – Sie können das über die einschlägigen Internetsuchmaschinen überprüfen, Hinweise dazu auf der Seite Musikunterricht:

  • ein Menuett (z.B. Menuett von J.P. Krieger, 1704: FidulaFON 1104)
  • einen bekannten Walzer (z.B. von Johann Strauß “An der schönen, blauen Donau”: CBS S 30002)
  • einen Cancan (z.B. von Jacques Offenbach “Galop infernal” aus der Operette “Orpheus in der Unterwelt”: DECCA 6.42235 AH)
  • einen temporeichen Volkstanz (z.B. den Refrain des Volksliedes “Tsen Brider” von der Gruppe Zupfgeigenhansel: PLÄNE 88141)
  • einen bekannten Rock’n’Roll (z.B. “Let’s dance”, im Original von Chris Montez)
  • eine türkische Disco-Musik, bei der die “Schlümpfe” auftreten (z.B. “Sanat Yili – Disco Manco” von Baris Manco: türküola
  • No. 134; ich benutze die eingedeutschte Schreibweise, weil ich die türkische Tastaturbelegung nicht kenne)

Damit die Stunde gut klappt, ist es wichtig, dass Sie die Musik sehr sorgfältig auswählen. Fertigen Sie nun einen Tonträger mit diesen Stücken an:

Sequenz 1 enthält charakteristische Ausschnitte von jeweils etwa 10 Sekunden.
Sequenz 2 enthält ebenfalls charakteristische Ausschnitte, diesmal aber mit einer jeweiligen Dauer von etwa 1 1/2 Minuten. Nehmen Sie zunächst die leichter tanzbaren Stücke auf, und wechseln Sie schnelle und langsame Tänze ab.

Zu Beginn der Stunde spielen Sie die Sequenz 1 vor: Was ist den Stücken gemeinsam? Natürlich, dass es sich um Tänze handelt: Falls die Kinder nicht direkt darauf kommen, machen Sie sie doch darauf aufmerksam, dass sich gerade eben, beim Hören der Musik, schon viele auf ihren Stühlen bewegt haben.

Nun sollen sich alle hinstellen und versuchen, möglichst passende Bewegungen zur Musik der Sequenz 2 zu finden. Ein langsames Stück am Anfang verhilft dazu, dass man als Unterrichtender nicht die Übersicht verliert; wichtig ist nach jedem der sechs Stücke eine Pause, damit die Kinder nicht außer Puste geraten.

Das Wichtige an dieser Stunde für mich war, dass alle ohne große Anweisungen, ohne große Diskussion darüber, ob man sich nun traut oder nicht, einfach nur aufgefordert durch die Musik, angefangen haben zu tanzen, sich zu bewegen!

Wie man nun weitermacht, dazu gibt es verschiedene Möglichkeiten:

Man kann, ganz konventionell, über die typischen Merkmale der Stücke sprechen.
Man kann die Kinder bitten, eigene Musik, die sich zum Tanzen eignet, mitzubringen und damit weiter arbeiten.
Man kann das Menuett benutzen, um eine höfische Polonaise zu realisieren, die dann auch zu einer Schattenpolonaise rund um die Leinwand führen könnte: alle sind mal Zuschauer und alle mal Akteure.

Anleitung für Polonaisen

Eine hervorragende Anleitung für Polonaisen von Hannes Hepp, entnommen einer Plattentasche aus dem Fidula Verlag, habe ich in Resonanzen, Sekundarstufe I, Band 1 aus dem Diesterweg Verlag auf den S. 111/112 gefunden. Dieses Musikbuch ist nicht mehr erhältlich, und so bedanke ich mich beim Fidula Verlag für die Abbildungsrechte auf dieser Seite: Die entsprechende CD (Best.Nr. 4420) trägt den Titel Polonaisen & Leichte Tänze.

Polonaise

  1. Umschreiten des gesamten Raumes. Jeder weiß nun, wie groß die Flache ist, auf der die Polonaise getanzt wird.
  2. Halbieren des Tanzraumes. Die Paare trennen sich, Tänzer nach links, Tänzerinnen nach rechts.
  3. Begegnen der beiden Partner. Jeder Tänzer kommt an seiner Tänzerin zweimal vorbei. Figur zweimal.
  4. Kreuzen auf der Diagonale. Tänzerin hat den Vortritt. Tempo sehr zügig! Figur ebenfalls zweimal.
  5. Paare abwechselnd links und rechts abbiegen. Führungspaare Schritte verkürzen, damit sich die Abstände verringern.
  6. „Tore“. Eine Paar-Reihe durchzieht die Tore der Gegenreihe. Wiederholung gegengleich.
  7. Tänzerinnen innen. Die Handfassung lösen, Wiederholung gegengleich.
  8. „Gasse“. Die Außenreihe löst die Handfassung. Wiederholung gegengleich.
  9. „Wellenschlag“ oder „Drunter und Drüber“.
  10. Zu Vieren.
  11. Trennen zu zwei Viererreihen. Erste Reihe links, zweite Reihe rechts usw.
  12. Zu acht.
  13. „Irrgarten“ und „Schlange“. Jeweils der Tänzer außen hängt an, zügiges Tempo!
  14. „Schnecke“. Gegen Tanzrichtung beginnen mit Gesicht zur Kreismitte. Schnell hinein, langsam heraus! Jeder Tänzer geht durch den Mittelpunkt.
  15. „Schnecke II“. Die Spirale sehr eng ziehen. Auf Zuruf: „Alles halt!“ bahnt sich der Anführer unter den zu Toren erhobenen Armen einen Weg.
  16. Auflösung der Schlange zu Paar-Reihen.
  17. „Gasse“ mit verschiedenen Möglichkeiten: Durchtanzen mit Wechsel-, Polka-, Hüpfschritten in verschiedenen Fassungen.
  18. Schlußkreis.

Als Abschluß: Tanzspiel oder Tanz.

Kennen Sie Tanzsäcke?

Hier eine Beispiel von einer Aufführung zur Musik aus dem Dschungelbuch mit Schülerinnen einer Klasse 5.

Tanzsäcke

3. Das Mitspieltheater

(Der folgende Text stammt aus:
Gerd Haehnel
Möglichkeiten offenen Unterrichts an der Gesamtschule
Unveröffentlichte Diplomarbeit Essen 1990, S. 145f.)

Vielen, die sich sonst nicht trauen, wird mit dieser Theaterform das Spielen erleichtert. Kleinere oder auch größere Pannen werden von den Zuschauern meistens sehr verständnisvoll aufgenommen, denn jeder ist ja selber auch „Mitspieler“ und kann sich somit leicht vorstellen, dass ihm selber vielleicht etwas misslingt. Oft passiert es deshalb, dass eine „Panne“ mit einem Sonderapplaus belohnt wird. Beim Mitspieltheater handelt es sich also um eine Form, die auch erwachsenen Anfängern das Theaterspielen relativ leicht macht.

Einige Grundregeln

  1. Möglichst alle Mitglieder einer Gruppe oder Klasse machen mit. Falls jemand absolut nicht möchte, sollte er natürlich nicht gedrängt werden. Aber dadurch, dass jeder Zuschauer und Schauspieler gleichzeitig ist, entsteht oft eine sehr entspannte, offene, lustige Atmosphäre, in der es nicht so schwer ist, Theater zu spielen.
  2. Eine Vorbereitungsgruppe sucht sich ein Rahmenthema aus. Beispiele:
    Weihnachten, Jahreszeiten, Eine Reise durch die Geschichte, Groschenromane, Schlager, Popgruppen; es kann natürlich auch ein Thema sein, dass man im Unterricht durchgenommen hat oder noch durchnehmen möchte.
    Zu diesem Rahmenthema wählt man nun Unterthemen aus und schreibt diese auf kleine Zettel. Beispiele zum Thema Weihnachten:
    Weihnachten im Bundestag, im Lehrerzimmer, auf dem Mars, am Nordpol; oder zum Thema Groschenromane: Raumschiff Terra X antwortet nicht mehr, Das Drama im Forsthaus, Der Chefarzt und die große Versuchung usw. Wichtig ist, dass diese Themen möglichst offen formuliert werden und zum Spielen anregen. Pro Gruppe (mit jeweils 4 bis 6 Teilnehmern) benötigt man ein Thema.
  3. Nun wird das Mitspieltheater von der Vorbereitungsgruppe vorgestellt. Das kann in Form eines kleinen einführenden Sketches geschehen. Danach werden mit Hilfe eines Losverfahrens Zufallsgruppen gebildet. Beispielsweise kann jeder Teilnehmer einen Zettel ziehen, auf dem ein Tier steht. Er muss nun die Geräusche dieses Tieres nachmachen. So finden sich alle „Katzen, Hunde, Vögel, Esel usw.“ zusammen. Oder man verteilt verschiedenfarbige Bonbons. Alle roten, blauen, grünen usw. Bonbons bilden eine Gruppe. Jede Gruppe erhält einen Zettel mit dem Unterthema.
  4. Die Gruppen ziehen sich nun 30 bis 40 Minuten zurück und denken sich zu ihrem jeweiligen Thema ein kleines Theaterstück aus. Wer sich noch nicht so richtig zu spielen traut, übernimmt vielleicht erst einmal eine kleinere Rolle, etwa einen „Baum“, oder er spielt mit anderen gemeinsam eine „Schlange“. Natürlich sollte man sich noch entsprechend verkleiden und nach Möglichkeit das Stück auch einmal durchgeprobt haben. Es ist aber wichtig, dass der Zeitrahmen nicht überschritten wird, damit das Spiel nicht zu perfekt wird und auch noch Raum für Improvisationen bleibt.
  5. Wenn alle Gruppen fertig sind, treffen sie sich wieder, und die Vorbereitungsgruppe führt durch das Programm. Das kann geschehen, indem die einzelnen Themen nacheinander aufgerufen werden. Das kann aber auch in Form kleiner Sketche geschehen, beispielsweise indem eine Reisegruppe von Schauplatz zu Schauplatz eilt.

4. Zauberlehrlings-Rap

Ein absolutes Highlight (weil gleichzeitig eindrucksvoll, leicht nachspielbar und bei Kindern und Jugendlichen äußerst beliebt) findet sich im zweiten Teil des Trailers zu meinem Roman Viktor im Schattenland:

Goethes Zauberlehrling als Rap