Paternoster. Vom Auf und Ab des Lebens (Anthologie)

1. Buchbeschreibung

Paternoster_Frontcover[3]Herausgeber: Christian Oelemann
Cover und Grafiken: Malte Roß
Erschienen im Verlag 3.0:
http://verlag-shop.com/Paternoster-vom-Auf-und-Ab-des-Lebens

Der Paternoster, er lebt noch: mehr als einmal totgesagt trotzt er bis heute dem Drang nach Tempo und Transfer, nach Steigerung von Effizienz ohne Erinnerung an die Haltegriffe im Leben. In einer Geruhsamkeit, die uns alle wohltuend erinnert, zieht er in zeitloser Modernität seine Bahn. Wirft fast nostalgisch sein Licht auf Begegnung mit Geschichte und Geschichten, die nur das Leben uns schenkt.

Eine Anthologie, sprühend vor Ideen und Farben: Zeitgenössische Schriftsteller, hochkarätige Erzähler steigen hier mit uns ein. Fahren Sie mit! In unser aller Kabinen von Stationen im Leben, aus dem alltäglichen Auf- und Ab erinnerter Zeit, werden mit großer Leidenschaft kleine Geschichten erzählt: Mitreißendes und Lebendiges, Nachdenkliches über Licht und Schatten in jedem von uns.

In des Paternosters Pausenlosigkeit liegen wunderbar zufällige Geschichten zum Lesen und Stöbern bereit: von Liebe und Hoffnung, von Trauer und Glück. Ein literarischer Aufzug über des Lebens Etagen in seiner ganzen Vielfalt, Seite an Seite mit Autoren, die eines eint: die unbändige Lust am Erzählen, die ansteckende Freude an Begegnung mit packender Literatur. Der Aufzug als Ort der Kunst von Begegnung – steigen Sie ein und hören Sie zu!

2. Autorenspenden an das Kinderhospiz Wuppertal

Ich freue mich sehr, zu diesem Kreis renommierter Autoren gehören zu dürfen, die übrigens alle ihr Honorar dem Kinderhospiz Burgholz in Wuppertal spenden:

Gerd Haehnel ; Monika Holstein ; Dieter Jandt ; Marina Jenkner ; Barbara Hofer-Kröner ; Jürgen Kasten ; Peter Klohs ; Zsolt Majsai ; Karl Otto Mühl ; Dorothea Müller ; Christian Oelemann ; Kurt Oelemann ; Bettina Rosky ; Matthias Rürup ; Hermann Schulz ; Wolf Christian von Wedel Parlow ; Elisabeth Wintermantel ; Ellinor Wohlfeil ; Günter Wülfrath ; Michael Zeller

3. „Feuerzangenbowle“ und „Winnetou“

So lauten die Titel meiner beiden Texte, die ich für die Anthologie geschrieben habe. In der „Feuerzangenbowle“ habe ich ein sehr bewegendes Gedicht meiner Großtante Irmgard Haehnel verarbeitet, und meine Grenzerfahrungen an der Berliner Mauer: Sie dürfen im wahrsten Sinne des Wortes gespannt sein.

Winnetou“ lebt! Nicht nur in der Fernsehneuverfilmung (2016), sondern auch in uns, wie Sie in der Anthologie erleben werden. Malte Roß hat mir erlaubt, seine Rezension und sein Bild dazu hier zu veröffentlichen:

Lieber Herr Haehnel,

wie Sie wahrscheinlich wissen, hat mich Christian Oelemann gebeten, das Buchcover und einige Bilder zu der von ihm herausgegebenen Anthologie „Paternoster“ zu entwerfen. Als sein Freund bin ich seiner Bitte natürlich gerne nachgekommen und befinde mich gegenwärtig mitten im Arbeitsprozess.
Von den Erzählungen, die in der Anthologie vertreten sein werden, hat mich Ihr „Winnetou“ so sehr beeindruckt, dass ich in vergangenen Tagen versucht habe, mein Leseerlebnis in einem Bild wiederzugeben.

Um für Sie nachvollziehbar zu machen, welches Konzept ich bei meiner Arbeit verfolge und aus welchem Blickwinkel ich mich mit Ihrer Erzählung auseinandergesetzt habe, möchte ich Ihnen ein wenig über meine Vorgehensweise berichten:

Für alle Innenillustrationen zu „Paternoster“ verfolge ich ein unter dem Gesichtspunkt der grafischen Aufgabenstellung reizvolles und, wie ich hoffe, auch für den Betrachter interessantes Gestaltungskonzept:

Ich möchte nämlich versuchen, einzelne Motive der in der Anthologie versammelten Erzählungen, die mir bei der Lektüre besonders aufgefallen bzw. als gedankliche Assoziation oder Vorstellungsbild in den Sinn gekommen sind, mit einem Detail oder einer besonderen, vielleicht auch fremd anmutenden Ansicht eines Paternosters zu konfrontieren und beide in einen völlig neuen, unter Umständen auch ungewohnten Gestaltungskontext einzubringen.

Dabei lasse ich mich durchaus auch von Zufällen leiten, zumal es nicht meiner Absicht entspricht, das vorhandene Textgeschehen einfach zu illustrieren, sondern eine zwar auf den Text bezogene, doch weitgehend eigenständige Bildaussage zu entwickeln.

In Ihrer Erzählung „Winnetou“ geht es zwischen Uwe und dem Ich-Erzähler eigentlich gar nicht so sehr um den Indianerhhäuptling selbst, sondern in erster Linie um Nscho-tschi, Winnetous Schwester, an die sich die ergrauten Blutsbrüder nach fast 50 Jahren mit erstaunlicher Intensität erinnern. Genauer gesagt: um die frühpubertäre Projektion der ebenso berühmten wie unerreichbaren Indianerfrau – im Film wie in der Vorstellungswelt der Kinder durch Marie Versini repräsentiert – auf die nicht weniger bewunderte Mitschülerin Marie.

Auch wenn sich diese rein äußerlich deutlich vom indianischen Vorbild unterscheidet – anders als bei der Indianersquaw im Film sind ihre Zöpfe blond – das Mädchen aus der Parallelklasse verwandelt sich in der Wunsch- und Vorstellungswelt der Jungen ganz selbstverständlich in so etwas wie eine Schwester Nscho-tschis, lächelt sie doch genau so wie das Filmvorbild und trägt auch denselben Vornamen.

Wie Pech und Schwefel haben die beiden längst in die Jahre gekommenen Männer des Wilden Westens  schon zu Schulzeiten zusammengehalten und gemeinsam, aber auch füreinander Pläne geschmiedet. Ganz besonders, als „Winnetou“ sich nach Kräften bemüht und nichts unversucht gelassen hat, um für den Blutsbruder Nscho-tschi, eben jene Klassenkameradin Marie, als Freundin zu gewinnen. Auch wenn dieses Bemühen nur von geringem Erfolg gekrönt war, ist „Old Shatterhands“ Dankbarkeit dem Indianerfreund gegenüber geblieben, ja diese nimmt offensichtlich noch einmal deutlich zu, als „Winnetou“ dem Blutsbruder die vermeintlich geheimen Zeichen Maries in dessen Autogramm-Sammelheft ein wenig frei, aber im Ergebnis unzweifelhaft günstig für den Empfänger zu deuten vermag.

So wie Nscho-tschi/ Marie auch nach Jahrzehnten noch einen festen Platz in Herz und Gedächtnis der nun schon leicht betagten Heroen des Wilden Westens behauptet, so begegnet den Paternosterfahrern bei ihrer Reise in die Vergangenheit auf einer Station eben jenes „Doppelideal“ von damals – nicht mehr leibhaftig, sondern als der aus Kinder- und Jugendtagen vertraute „Bravo- Starschnitt“ (damals heißbegehrtes Sammelobjekt aller Fans), der sie fröhlich begrüßt und zum gedanklichen Verweilen auf dieser frühen Station der eigenen Biografie und Erinnerung einlädt. Und sie sehen sich selbst – in ihren damaligen Film-Vorbildern (Pierre Brice und Lex Barker), den Kult- und Identifikationsfiguren, die sie über Jahrzehnte ihres Lebens begleitet haben.

In der Hoffnung, dass Sie in meinem Bild einen würdigen Begleiter für Ihre Erzählung sehen können, grüße ich Sie ganz herzlich

Ihr Malte Roß

Mit freundlicher Genehmiguung von Malte Ross (C) 2015

Mit freundlicher Genehmiguung von Malte Ross (C) 2015

4. Die Paternoster-Anthologie in der Schule

Konzepte und Erfahrungen zum Einsatz ausgewählter Texte in der Schule finden Sie hier:

https://gerd-haehnel.de/deutsch/unterrichtsmaterial-paternoster/

5. Danke!

An alle Beteiligten! Diese Zusammenarbeit hat mir eine Riesenfreude gemacht!

Gerd Haehnel im Oktober 2015